Nochmals “Hasenberg im Blick”

Im Beitrag “Hasenberg im Blick” – wie vernetzt man Quartiere? vom 12. Februar 2015 stand u. a.:
Auch über eine Postkartenaktion fragte die Steuerungsgruppe von “Hasenberg im Blick” Ideen und Anregungen aus dem Stadtteil ab – rund 1000 Karten wurden verteilt. Ebenso wurde ein “Wunschcafé” angeboten. Diese Aktion lässt sich leicht in anderen Stadtteilen übernehmen; deshalb wollen wir Stadtteilvernetzer sie als Transferprojekt in unsere Sammlung von Transferprojekten aufnehmen.

Eine kleine Aktion mit großer Wirkung:

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Diese Karte wurde im Quartier Hasenberg an alle BürgerInnen verteilt. Damit wurde auf einfache Art das Quartiersprojekt “Hasenberg im Blick” lebendig:
– Im “Wunschcafé” konnten die ersten “Vernetzungskontakte” zwischen Hasenberger BürgerInnen untereinander und mit Initiativgruppen im Quartier geknüpft werden.
– Und mit den Antworten aus den “Ideen-Karten” konnten eine Reihe von Anregungen aus der Bürgerschaft umgehend in Angriff genommen und auch umgesetzt werden (siehe Beitrag hier).

So kommt Bürgerbeteiligung im Quartier ‘in Fahrt’ – eine nachahmenswerte Aktion für alle Quartiers-Initiativen, die etwas bewegen wollen.

Tipps für den Aufbau eines Quartiersprojekts

Warum sind Vernetzungsprojekte auf Quartiersebene sinnvoll? Sie fördern den Aufbau neuer Nachbarschaften im Stadtteil und die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürger. Durch die Kooperation vieler Akteure wird es einfacher, Versorgungsstrukturen zu erhalten und zu fördern, die den Bürgern das Altwerden in der gewohnten Umgebung ermöglichen und ein lebenswertes Viertel schaffen.

Alexander Gunsilius vom Sozialamt/Stabsstelle Sozialplanung hat beim Treffen der Stadtteilvernetzer auf dem Hasenberg die Punkte vorgestellt, die aus seiner Sicht wichtig sind, wenn ein Quartiersprojekt aufgebaut werden soll. Sie basieren auf der Erfahrung diverser Quartiersprojekte in Stuttgart (Heslach, Neckarvorstadt, Ostheim-Raitelsberg, Hasenberg):

  • Die Quartiersprojekte sollten immer generationenübergreifend angelegt sein. Dies kann auch in der Raumnutzung zum Ausdruck kommen:  Jüngere können sich im Altenheim treffen, Ältere auch im Jugendhaus – auf diese Weise werden die örtlichen Raum-Ressourcen besser genutzt und die Vernetzung unter den Generationen gefördert.
  • Zu Beginn eines Quartiersprojekts sollte eine Expertenrunde aus Vertretern von gemeinnützigen Diensten und Einrichtungen und städtischen Stellen im Quartier, aus Multiplikatoren, Vertretern des örtlichen Handels, der Kirchen, Bezirksbeiräten einberufen werden. In dieser Runde sollte ein erster Überblick über die Versorgungssituation im Quartier, über Ressourcen und Problemlagen erfolgen.
  • Als nächstes sollte eine Bürgerversammlung einberufen werden. Es ist wichtig, dass Gemeinnützige, Bürger oder der Bezirksvorsteher hierzu einladen – nicht die Stadtverwaltung selbst. Auf dieser Bürgerversammlung können Bürger an runden Tischen ihre Ideen für das Quartier einbringen und ihre Bedarfe formulieren. Es sollten sich dann direkt auf dieser Bürgerversammlung die entsprechenden Arbeitsgruppen bilden.
  • Grundsätzlich sollte man in Quartiersprojekten nicht unrealistisch sein (“Wir brauchen ein riesiges Bürgerzentrum”). Hoffnungen, die nicht finanziert werden können, sollten nicht geweckt werden, weil das sonst alle Beteiligten sehr frustriert.
  • Das Quartiersprojekt bzw. das Engagement aller Aktiven muss zu Ergebnissen führen, sonst erlahmt das Interesse der Beteiligten – konkrete Ergebnisse sind also sehr wichtig.
  • “Zahlen zählen nicht” gilt im Hinblick auf das Bürgerengagement. Man darf nicht enttäuscht sein, wenn manchmal weniger BürgerInnen mitmachen, als man es sich im Quartiersprojekt erhofft. Diejenigen, die da sind, und sei es auch nur eine Handvoll, sind wichtig.
  • Eine Erfahrung ist auch, dass sich jedes Quartiersprojekt anders entwickelt – jedes hat ein spezifisches Profil, das durch die Beteiligten und den Stadtteil geprägt wird.
  • Der Kontakt zum Bezirksvorsteher ist wichtig – das Projekt sollte von den Entscheidern im Viertel mitgetragen werden.
  • Quartiersprojekte brauchen kein großes Budget – die Finanzen sind nicht so wichtig wie die Beteiligung und das Wissen der Bürger. Bei Bedarf sollte die Stadtverwaltung aber einen kleinen Fördertopf zur Verfügung haben und den Akteuren inhaltliche Unterstützung bieten können.

 

“Hasenberg im Blick” – wie vernetzt man Quartiere?

Die Stadtteilvernetzer waren am 3. Februar 2015 im Stadtteil Hasenberg zu Gast, der zum Stuttgarter Westen gehört. Wir trafen uns im Haus Hasenberg, einer Einrichtung  mit Pflegeplätzen und Seniorenwohnungen, die 2012 eröffnet wurde. Herr Laible, der Leiter des Hauses, gehört neben dem evangelischen Diakonat im Stuttgarter Westen und dem katholischen Familienzentrum St. Stefan zu den Initiatoren des Quartierskonzepts, das von der Stadt bzw. dem Sozialamt mit Rat und Tat unterstützt wird.

Marc Laible schilderte, wie das Projekt “Hasenberg im Blick” entstand und welche Ergebnisse bisher vorliegen:

Nach der Eröffnung des Hauses Hasenberg gab es eine erste Kontaktaufnahme hin zur evangelischen und katholischen Kirche im Stadtteil, um den Vernetzungsgedanken ins Spiel zu bringen. Da dieser Gedanke auf positive Resonanz gestoßen ist, wurde zu einem ersten Expertentreffen im Stadtteil geladen, an dem soziale Dienste, städtische Stellen, Multiplikatoren und Vertreter des Handels teilnahmen. Hier sprach man über die Versorgungssituation, über Problemlagen und Ressourcen im Stadtteil. Es wurden die ersten Themenfelder abgesteckt. Danach lud die Steuerungsgruppe des Projekts zu einem Bürgerabend ein, an dem die Bedarfe an runden Tischen abgefragt wurden. 50 Bürgerinnen und Bürger kamen und vier Themen wurden als besonders relevant herausgehoben: die Nahversorgung, der öffentliche Nahverkehr, einen Ort der Begegnung schaffen, Informationen über den Stadtteil bündeln.

Der letzte Punkt wurde sofort von einem engagierten Bürger aufgegriffen und ehrenamtlich umgesetzt: die Webseite “Stuttgart-Hasenberg” bietet eine reiche Informations- und Adressensammlung über den Stadtteil und ein Schwarzes Brett, über das Bürger jederzeit Vorschläge für ihr Quartier machen können. Ebenfalls wurden zwischenzeitlich alle Termine im Stadtteil in einem Flyer zusammengefasst, so das Bürger auf einen Blick sehen, wo in ihrer Nachbarschaft eine Veranstaltung stattfindet.

Auch über eine Postkartenaktion fragte die Steuerungsgruppe von “Hasenberg im Blick” Ideen und Anregungen aus dem Stadtteil ab – rund 1000 Karten wurden verteilt. Ebenso wurde ein “Wunschcafé” angeboten. Diese Aktion lässt sich leicht in anderen Stadtteilen übernehmen; deshalb wollen wir Stadtteilvernetzer sie als Transferprojekt in unsere Sammlung von Transferprojekten aufnehmen – mehr dazu in Kürze auf dieser Webseite.

Durchgeführt wurde im Stadtteil auch ein Stadtteilspaziergang, der dazu führte, dass sich eine Gruppe bildete, die Nutzungsideen für eine kleine Grünfläche an der Reinsburg-/Ecke Röckenwiesenstraße sammelt. Die AG “Nahverkehr” setzt sich kritisch mit der Anbindung des Stadtteils an das Nahverkehrsnetz auseinander und forderte eine Überdachung der Haltestellen, die zwischenzeitlich realisiert wurde. Die AG “Begegnung” führte zur Bildung eines wöchentlichen Spielkreises im Haus Hasenberg. Die AG “Nahversorgung” ist im Kontakt mit den ansässigen Händlern und sucht nach Möglichkeiten, wie Lebensmittel auch angeliefert werden können.

Ein fester Kreis an engagierten Bürgern aus der älteren Generation macht beim Quartiersprojekt mit. Was im Moment noch fehlt, sind die Kontakte hin zu jüngeren Bevölkerungsgruppen. Das Haus Hasenberg steht als Ort der Begegnung auch Jüngeren offen – ein schöner Raum im Erdgeschoss wird gerne für Stadtteilangebote zur Verfügung gestellt.

Nach Marc Laibles Bericht hatte Alexander Gunsilius vom Sozialamt noch Tipps für die Initiatoren von Quartiersprojekten parat – dazu gibt es einen gesonderten Blogartikel.

Für die Stadtteilvernetzer – über 20 waren gekommen – war der Abend sehr informativ. Sogar aus Tamm war jemand angereist, der sich für die Idee der “Stadtteilvernetzer”-Initiative interessiert.

Vielen Dank an alle, die bei dem Treffen dabei waren und einen Input leisteten!