Gemeinsam reparieren und sich vernetzen

Seit Mai 2014 gibt es im Stuttgarter Westen ein Repair Café.  Hier treffen sich Menschen, um gemeinsam und ehrenamtlich Dinge zu reparieren. Wer etwas Kaputtes hat, bringt es zum Repair Café und bekommt dort Tipps  für’s Selber-Reparieren oder Hilfe durch einen Experten. Egal ob elektrische Geräte, Möbel, Spielzeug, Textilien und vieles andere mehr – für fast alles gibt es einen ehrenamtlichen Helfer.

Durch das Repair Café sollen Umwelt und Geldbeutel gespart werden: “Reparieren produziert weniger Müll (…) Reparieren hält das Wissen, wie Dinge repariert werden können, in der Gesellschaft und macht ein wenig unabhängiger von Industrie und Herstellern, die oft genug absichtlich Schwachstellen in ihre Produkte einbauen”. Gleichzeitig ist das gemeinsame Reparieren eine gute Möglichkeit, mit anderen ins Gespräch zu kommen und neue Kontakte im Quartier aufzubauen. Die Nachbarn im Westen besser kennenzulernen ist deshalb ein weiteres Ziel des Repair Cafés: “Wir leben im Stuttgarter Westen und mögen unser Viertel. Aber wir haben bemerkt, dass immer mehr Läden schließen, dass die Leute immer weniger Verantwortung füreinander übernehmen, dass der Westen anonymer wird. Aber wir wollen wir unsere Nachbarn gerne besser kennen lernen. (Auch die aus anderen Gegenden!)” .

Quartiersnetzwerke und Nachbarschaftsbeziehungen über Repair Cafés aufbauen, das wird auch an anderen Orten in Stuttgart schon versucht. So gibt es ein Repair Café in Wangen im shackspace (Schwerpunkt IT) , im Hallschlag und in Vaihingen. Auch in anderen Bezirken wird über die Einrichtung eines Repair Cafés nachgedacht.

Das Repair Café im Stuttgarter Westen hat nun im Dezember einen Trägerverein gegründet (“Werkstadt Stuttgart”), um das Reparier-Projekt auf nachhaltige Füße zu stellen und weitere Ideen umzusetzen. So wird bspw. die Einrichtung einer offenen Werkstatt, die durchgehend geöffnet ist, angedacht. Falls Stadtteilvernetzer einen inhaltlichen Rat brauchen, um vor Ort ein Repair Café aufzubauen, stehen die ehrenamtlichen Macher des  Repair Café West sicher gerne zur Verfügung. Der nächste Termin, um sich im Westen ein Repair Café mal anzuschauen, ist der 10. Januar 2015, 10-15 Uhr, im westQuartier am Bismarckplatz.

Hasenberg im Blick

Auch im Stuttgarter Westen im Bereich des Hasenbergs wächst derzeit ein Quartiersprojekt heran, das neue Nachbarschaftsbeziehungen im Stadtteil bilden und die Lebensqualität des Quartiers stärken möchte.  Zur Initiativgruppe gehören Hasenberger Bürger und Bürgerinnen, das Haus Hasenberg, die evangelische Kirche Stuttgart, das Familienzentrum St. Stefan und Vertreter der Stadtverwaltung.

Parallel wurde durch einen engagierten Bürger die Webseite Stuttgart-Hasenberg aufgesetzt. Hier finden sich Informationen über den Stadtteil und über das Quartiersprojekt. Ein wichtiger Baustein ist auch das Online-Formular, in das Bürger ihre Ideen für einen lebendigen Stadtteil ‘Hasenberg’ einbringen können. Weblinks zu lokalen Ansprechpartnern und Adressen im Stuttgarter Westen sowie Nachrichten-Feeds der Stadt und der lokalen Presse runden das Angebot ab.

Eine schöne Webseite (“Blog”), auf der sich das Lesen lohnt und mit der sich die Stadtteilvernetzer-Seite gerne vernetzt.

“November Projekt Stuttgart“: selbstbestimmte, individuelle Wohngemeinschaft im Herbst des Lebens

3.
“Heslach im Blick: des Wohnens wert… des Lebens wert…” am 17. Juli 2013
Michael Dirk auf der Veranstaltung:

Vor 13 Jahren, an einem Novembertag, erblickte das “November Projekt Stuttgart“ das Licht der Welt. Dahinter stand ein Zusammenschluss von Menschen, die in Zeiten sozialer und gesellschaftlicher Veränderungen eine neue Heimat gesucht und gefunden hatten. Der gegründete Verein, dem jetzt 18 Mitglieder im Alter von 58 bis 90 Jahren angehören, wurde zu einem generationenübergreifenden Lebensmodell mit dem hauptsächlichen Ziel, unter Einbeziehung junger Familien ein gemeinschaftliches Wohnen im Alter zu verwirklichen.

Mit diesen einleuchtenden Worten begann Michael Dirk, der Initiator des “November Projektes“, seine Vorstellung. Und er unterstrich dabei gleichzeitig das gemeinsame Ziel, das sich alle Mitglieder gestellt haben: das selbstbestimmte Leben im Alter in einem persönlich geprägten Netzwerk der gegenseitigen Anteilnahme und Hilfe. Und dies – ganz pragmatisch ausgedrückt – sollte nicht in einem “Altersheim“ enden und auch in keine finanzielle Abhängigkeit mehr bedeutet.

            Wenn man so will, hat der Künstler  
          Michael Dirk – nun auch Wohn- und 
                     Lebenskünstler – mit seinem 
               “November Projekt“ sein größtes 
     Kunstwerk geschaffen, ein Lebenswerk 
                                            ist es allemal.

Der ausgeprägte Gemeinschaftssinn der Mitglieder und rund 40 weiterer Freunde, die dem Verein nahestehen, zeigt sich in dem Engagement, das sie mit- und einbringen. 1x monatlich findet ein Jour Fixe statt, und zahlreiche Aktivitäten haben die Gruppe inzwischen fest “zusammengeschweißt“. Und immer stand das Ziel vor Augen, irgendwann in einer lockeren und dennoch gegenseitig verantwortungsbewussten Wohngemeinschaft mit in sich geschlossenen Wohneinheiten zu leben.

Jetzt hat das Irgendwann ganz konkrete Formen angenommen. Maßgeblichen Anteil daran hat die SWSG, die Stuttgarter Wohn- und Siedlungsgesellschaft. Im Rahmen ihres inzwischen fest verankerten Sozialmanagements, Wohnraum für Ältere zu schaffen – sowohl in finanzieller Hinsicht als auch architektonisch in barrierefreiem Ambiente – fanden das “November Projekt“ und die Baugesellschaft zusammen. Im bereits erschlossenen neuen Stadtquartier Am Roten Stich in Zuffenhausen-Rot wird der Verein insgesamt 10 Wohneinheiten in Form von Zwei- und Dreizimmerappartements anmieten.

Mit Fertigstellung der Wohnungen zieht dort ein Teil der Mitglieder ein, berichtete Michael Dirk stolz den aufmerksamen Teilnehmern des Abends. Und die Gruppe setzt noch eins drauf: Gleichzeitig wird eine Dreizimmerwohnung als Gemeinschaftsraum mit angemietet, der wiederum auch von allen Bewohnern des neuen Quartiers für viele denkbaren Aktivitäten genutzt werden kann. Zwischenmenschliche Kontakte werden groß geschrieben. Daher auch das Konzept, die 10 Wohnungen nicht unter einem Dach aufzuteilen, sondern verteilt im Areal, um ein gesellschaftliches Miteinander mit allen, mit Jung und Alt, zu fördern und zu pflegen.

“Wir wollen das neue Stadtquartier beleben“, so lautete das Bekenntnis von Michael Dirk, der mit seiner Frau selbst dort einziehen wird. Wichtig dabei ist, dass den neuen Bewohnern des “November Projektes“ ihre Mobilität erhalten bleibt. Neben dem Netzwerkgedanken der gegenseitigen Unterstützung wird es natürlich weiterhin gemeinsame Aktivitäten in Form von Reisen oder Ausflügen geben, darüber hinaus ist an Car-Sharing, Fahrgemeinschaften, Einkaufstagen und eine Cafetéria gedacht.

Fazit: Das “November Projekt Stuttgart“ ist ein Wohn- und Lebensmodell, das Leuchtturmfunktion hat. Michael Dirk konnte eindeutig den Beweis antreten, dass nichts unmöglich ist. Frei einem im Italienischen gebräuchlichen Sprichwort: se vuoi, se puoi, sarà – wenn du kannst, wenn du willst, dann wird’s.

Auch wenn die Veranstaltung unter dem übergeordneten Motto “Heslach im Blick“ stand, konnte Michael Dirk mit dem Blick über die Stadtteilgrenzen hinaus ein beredtes Bild für neue Wohnformen aufzeigen. Und dieses Modell stünde auch dem Stuttgarter Süden gut zu Gesicht.

Michael Dirk
michaeldirk(at)neues-von-parzival.de
Tel. 0711 2237210

Weitere vertiefende Informationen gibt es unter:
www.novemberprojekt.de