Transferprojekt: Fensterblümlesmarkt in der Neckarvorstadt

Im Rahmen des Bürgercafés, das 1x im Monat im KifU Kindertreff im Stadtteil Neckarvorstadt unter der Federführung der dort engagierten Ehrenamtlichen stattfindet, stand dieser „Markt der Begegnung“ im April 2015 unter dem Thema „Fensterblümlesmarkt“.

„Endlich Frühling – Zeit für Licht und Luft, nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere Topfpflanzen. Und das macht noch viel mehr Spaß, wenn man diese Freude mit Anderen teilen kann.“ – so lautete das motivierende Motto. Doch diese Idee kann auch zu jeder anderen Jahreszeit zu einer stark frequentierten Veranstaltung werden – dies im Sinne einer aktiven Bürgerbeteiligung im Stadtteil. Und die Planung, Vorbereitung und Durchführung bedeuten keinen großen Aufwand für die Beteiligten.

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Quartiersvernetzung in der Neckarvorstadt

Seit Mitte 2013 gibt es in der Neckarvorstadt, d. h. auf der linken Seite des Neckars rund um das Gebiet der St. Martinskirche in Bad Cannstatt, das Quartiersprojekt „Gemeinsam für die Neckarvorstadt“ unter der Leitung von Sozial- und Jugendamt. Ziel des Projekts ist es, die Vernetzung zwischen Menschen und Organisationen im Quartier zu fördern und die Lebensqualität im Viertel zu steigern. Wir Stadtteilvernetzer haben uns bei unserem zweiten Treffen in 2015 über den Stand der Quartiersvernetzung in der Neckarvorstadt informiert und waren zu Gast im KifU an der Brückenstraße.

Die Herausforderungen in der Neckarvorstadt sind groß angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und der mangelhaften Versorgungslage im Quartier. Andererseits gibt es die Nähe zum Rosensteinpark und zum Neckar und eine bunte Vielfalt an Bewohnern, was Chancen eröffnet. Besonders vermisst werden im Quartier Räume der Begegnung. Hier wird Abhilfe geschaffen durch die Übernahme und den erweiterten Umbau des Gemeindezentrums von St. Martin durch die Caritas. Auch die Gemeinwesenarbeit wird ausgebaut: es wird zwei GWA-Stellen mit je 25% geben.

Aktiv an der Quartiersvernetzung beteiligt ist der KifU, ein gemeinnütziger Kindertreff für 6-12 Jährige, der unter dem Dach der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft angesiedelt ist. Angelika Schröder, Mitarbeiterin des KifU, stellte den Treff und seine Aktivitäten vor:

Im KifU sind Kinder aus bis zu 30 Nationen vertreten, d. h. es herrscht eine große Sprachen- und Kulturvielfalt. Über den direkten Kontakt zu den Eltern wird versucht, die Vernetzung unter den Quartiersbewohnern zu fördern. Der Kindertreff öffnet sich dafür auch für Ältere – ein Novum und eine Kehrtwendung auch in professioneller Hinsicht, nachdem man in der Vergangenheit in der Kinder- und Jugendhilfe die Räume für Kinder eher als “elternfreie Zone” pflegte. Es gibt u. a. ein Yoga-Angebot für Frauen und ein regelmäßiges „Necafé“ mit Angeboten wie einem Fensterblümlesmarkt, Erzählcafé oder historischem Stadtrundgang. Von Seiten des Sozialamts ergänzte hier Alexander Gunsilius, es wäre stadtweit wichtig und erwünscht, wenn sich Räume für alte Menschen für Junge öffnen und umgekehrt, d. h. wenn Einrichtungen sich gemeinwesenorientierter aufstellen.

So wurde z. B. die Idee, im KifU einen „Fensterblümlesmarkt“ auszurichten, dank der hohen Anteilnahme der BürgerInnen im Quartier zu einem großartigen Erfolg. Und das Schöne daran: Eine Aktion dieser Art ist einfach umzusetzen – siehe hier.

Eine wichtige Frage aus der Stadtteilvernetzer-Runde war, wie der KifU Freiwillige für Aktivitäten gewinnt und anspricht. Frau Schröder betonte, dass hier der persönliche Kontakt der Dreh- und Angelpunkt sei. Schriftliche Infos gibt es auch, aber es gibt viele, die diese nicht lesen können bzw. eine andere Sprache sprechen, so dass hauptsächlich die persönliche Ansprache zählt. Generell sind die finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten des KifU für die Stadtteilvernetzung prekär – die Zeit dafür muss man sich freischaufeln. Aber der Mehrwert der Vernetzung ist deutlich sichtbar. Allerdings bleibt es immer eine Herausforderung, hierfür Menschen zu finden, die mitmachen. Denn Beteiligung muss man wollen, können und im Zweifel auch erst lernen. Eine Aufgabe, die Zeit erfordert.

Die Stadtteilvernetzer danken dem KifU bzw. Angelika Schröder für ihren Input. Wir müssen im Rahmen unserer Strategieentwicklung klären, ob und wie wir als Stadtteilvernetzer-Initiative noch eine stärkere Unterstützung für solche Quartiersvernetzungs-Prozesse leisten können.

Treffen der Stadtteilvernetzer in der Neckarvorstadt

Die Stadtteilvernetzer treffen sich am
Dienstag, 19. Mai 2015 ab 17.30 Uhr in der Brückenstr. 45 A in Bad Cannstatt.
Wir sind zu Gast beim Kindertreff KifU, der zur Stuttgarter Jugendhausgesellschaft gehört. Frau Schröder vom KifU wird uns zu Beginn einen Überblick über den Kindertreff geben und uns über die Vernetzungsaktivitäten in der Neckarvorstadt informieren.

Danach greifen wir das Thema “Repair Café im Quartier” auf. Zwei Repair Cafés aus Stuttgart werden sich vorstellen: das Repair Café im Bürgerhaus Lauchhau-Lauchäcker (Vaihingen), das vom dortigen Bürgerforum veranstaltet wird, und das Repair Café Hallschlag, das im Rahmen des Projekts “Soziale Stadt – Zukunft Hallschlag” initiiert wurde.

Nach den beiden Statements können die Stadtteilvernetzer/innen in das direkte Gespräch mit den Repair Café-Experten kommen, um offene Fragen zu beantworten und Kontakte zu knüpfen.

Alle in der Stuttgarter Quartiersvernetzung Aktiven – ehrenamtliche Bürger und gemeinnützige oder städtische Organisationen – sind zu unserem Treffen in der Neckarvorstadt herzlich eingeladen!

“Wabe e. V.“: gemeinschaftliche Wohnformen für Jung und Alt

1.
“Heslach im Blick: des Wohnens wert… des Lebens wert…” am 17. Juli 2013
Petra Schneider auf der Veranstaltung:




                           

                           “Ich habe alle Annehmlichkeiten 
               unmittelbar vor meiner Wohnungstüre – 
           auf kurzen Wegen erreiche ich alle Stätten, 
                            die mir geben, was ich brauche. 
     Und denen ich geben kann, was sie brauchen.“ 
               Mit diesen Worten lobte Petra Schneider 
    ihr Zuhause innerhalb ihrer Wohngemeinschaft, 
       in der sich auch ihr vierbeiniger Freund 'Floh' 
    im wahrsten Sinne des Wortes hundewohl fühlt.

Vom Lebenstraum zum Lebensraum – mit diesen Worten begann Petra Schneider, über ihre ungewöhnliche Hausgemeinschaft zu erzählen. Ungewöhnlich deshalb, weil sie bereits seit mehr als 12 Jahren in einem Wohnprojekt lebt, das zum damaligen Zeitpunkt noch ein absolutes Novum bedeutete.

Petra Schneider hat einen Großteil ihres Lebens immer schon in Wohngemeinschaften verbracht. Und da war es für sie naheliegend, dies auch bis ins Alter beizubehalten. Schon damals kam sie durch ihren Beruf in Berührung mit dem Thema: Im Rahmen eines interkulturellen Projektes in ihrer Schule wurde auch das Thema alternativer Wohnprojekte durchleuchtet. Dadurch kam sie in Kontakt mit dem Verein “Wabe“, der sich in Stuttgart für generationsübergreifende Wohnprojekte einsetzt. Dieser Zufall entschied, dass für sie 2001 ein neuer Lebensabschnitt begann. “Es war wie ein Sechser im Lotto“, lachte Petra Schneider, “mehr noch, dieses Glück war für mich mehr wert als viel Geld dieser Welt“.

Die Stadt Stuttgart stellte im Zusammenhang mit dem Bau des Generationenhauses Heslach der “Wabe“ fünf Mietwohnungen zur freien Verfügung: Fünf in sich geschlossene Wohnungen für jeweils einen Mieter auf der obersten Etage des Neubaus, mit riesigen Terrassen und einer Rundumsicht auf Heslach. Es fanden sich fünf Mieterinnen, die im Sinne einer Hausgemeinschaft unter Berücksichtigung ihrer Privatsphäre auf Lebenszeit dort einziehen konnten. Jede Wohnung hat eine eigene Küche, ein eigenes Bad und eine eigene Terrasse. Doch was die fünf damals “zusammengewürfelten“ Bewohnerinnen verbindet, sind neben einem gemeinsamen Flur ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Generationenhaus und ihr nachbarschaftliche geprägtes Verhältnis, in dem sie sich gegenseitig helfen und unterstützen sowie zu gemeinsamen Aktivitäten zusammenkommen. Wichtig blieb für alle über die Jahre hinweg, dass ihr gemeinschaftliches Wohnen immer aus einem Können, doch nie aus einem Müssen geprägt war: Eine Hausgemeinschaft, die den Idealvorstellungen eines selbstorganisierten Lebens entspricht und doch ein gegenseitiges Mit- und Füreinander erlaubt. “Und bis heute“, so fügte Petra Schneider anerkennend hinzu, “ist es bei der gleichen Konstellation geblieben“.

Ohne den Verein “Wabe e. V.“ wären sich die fünf Frauen – heute zwischen 42 und 81 Jahren – wahrscheinlich nie begegnet. Und das Besondere: Das Generationenhaus Heslach ermöglichte ihnen durch die enge Anbindung an das öffentliche Leben ein vielfältiges ehrenamtliches Engagement. So sind Petra Schneider und ihre Mitbewohnerinnen in unterschiedlichster Form in die Aktivitäten der einzelnen Einrichtungen im Generationenhaus eingebunden. Sei es im Pflegezentrum, wo sie sich mit pflegebedürftigen Bewohnern treffen, sei es im Initiativenzentrum, wo sich auch der Verein “Wabe“ zu seinen regelmäßigen  Besprechungen und Sitzungen trifft.

Für Petra Schneider wurde es darüber hinaus zu einer wunderschönen Bereicherung, auch das bunte Programm an kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen zu erleben. Über 60 Vereine und Gruppen haben im Initiativenzentrum eine Heimat gefunden und bieten ein Kaleidoskop an Aufführungen und Darbietungen. Das Spannende daran ist, dass viele ausländische Bürger Traditionen und Gebräuche aus ihrem Land präsentieren. Und letztlich genießt Petra Schneider ihren regelmäßigen Besuch im “Café Nachbarschafft“, das – wie der Name schon verrät – für sie zum Begegnungsort für alle Menschen geworden ist: Bewohner des Generationenhauses und Bürger aus Heslach und dem Stuttgarter Süden kommen hier zusammen.

Apropos Kultur: Auch auf der Etage der Wohngemeinschaft lebt die nachbarschaftliche Verbindung von hoher Toleranz, die eine von allen Bewohnerinnen geschätzte Balance zwischen Nähe und Distanz erlaubt. Und damit ist schon mehr als die halbe Miete gewonnen, warum diese Hausgemeinschaft seit über 12 Jahren “funktioniert“.

Petra Schneider
abendgymes(at)aol.com
Tel. 0711 2566033

Weitere interessante Informationen gibt es unter:
www.wabe-stuttgart.de
www.generationenhaus-heslach.de

“November Projekt Stuttgart“: selbstbestimmte, individuelle Wohngemeinschaft im Herbst des Lebens

3.
“Heslach im Blick: des Wohnens wert… des Lebens wert…” am 17. Juli 2013
Michael Dirk auf der Veranstaltung:

Vor 13 Jahren, an einem Novembertag, erblickte das “November Projekt Stuttgart“ das Licht der Welt. Dahinter stand ein Zusammenschluss von Menschen, die in Zeiten sozialer und gesellschaftlicher Veränderungen eine neue Heimat gesucht und gefunden hatten. Der gegründete Verein, dem jetzt 18 Mitglieder im Alter von 58 bis 90 Jahren angehören, wurde zu einem generationenübergreifenden Lebensmodell mit dem hauptsächlichen Ziel, unter Einbeziehung junger Familien ein gemeinschaftliches Wohnen im Alter zu verwirklichen.

Mit diesen einleuchtenden Worten begann Michael Dirk, der Initiator des “November Projektes“, seine Vorstellung. Und er unterstrich dabei gleichzeitig das gemeinsame Ziel, das sich alle Mitglieder gestellt haben: das selbstbestimmte Leben im Alter in einem persönlich geprägten Netzwerk der gegenseitigen Anteilnahme und Hilfe. Und dies – ganz pragmatisch ausgedrückt – sollte nicht in einem “Altersheim“ enden und auch in keine finanzielle Abhängigkeit mehr bedeutet.

            Wenn man so will, hat der Künstler  
          Michael Dirk – nun auch Wohn- und 
                     Lebenskünstler – mit seinem 
               “November Projekt“ sein größtes 
     Kunstwerk geschaffen, ein Lebenswerk 
                                            ist es allemal.

Der ausgeprägte Gemeinschaftssinn der Mitglieder und rund 40 weiterer Freunde, die dem Verein nahestehen, zeigt sich in dem Engagement, das sie mit- und einbringen. 1x monatlich findet ein Jour Fixe statt, und zahlreiche Aktivitäten haben die Gruppe inzwischen fest “zusammengeschweißt“. Und immer stand das Ziel vor Augen, irgendwann in einer lockeren und dennoch gegenseitig verantwortungsbewussten Wohngemeinschaft mit in sich geschlossenen Wohneinheiten zu leben.

Jetzt hat das Irgendwann ganz konkrete Formen angenommen. Maßgeblichen Anteil daran hat die SWSG, die Stuttgarter Wohn- und Siedlungsgesellschaft. Im Rahmen ihres inzwischen fest verankerten Sozialmanagements, Wohnraum für Ältere zu schaffen – sowohl in finanzieller Hinsicht als auch architektonisch in barrierefreiem Ambiente – fanden das “November Projekt“ und die Baugesellschaft zusammen. Im bereits erschlossenen neuen Stadtquartier Am Roten Stich in Zuffenhausen-Rot wird der Verein insgesamt 10 Wohneinheiten in Form von Zwei- und Dreizimmerappartements anmieten.

Mit Fertigstellung der Wohnungen zieht dort ein Teil der Mitglieder ein, berichtete Michael Dirk stolz den aufmerksamen Teilnehmern des Abends. Und die Gruppe setzt noch eins drauf: Gleichzeitig wird eine Dreizimmerwohnung als Gemeinschaftsraum mit angemietet, der wiederum auch von allen Bewohnern des neuen Quartiers für viele denkbaren Aktivitäten genutzt werden kann. Zwischenmenschliche Kontakte werden groß geschrieben. Daher auch das Konzept, die 10 Wohnungen nicht unter einem Dach aufzuteilen, sondern verteilt im Areal, um ein gesellschaftliches Miteinander mit allen, mit Jung und Alt, zu fördern und zu pflegen.

“Wir wollen das neue Stadtquartier beleben“, so lautete das Bekenntnis von Michael Dirk, der mit seiner Frau selbst dort einziehen wird. Wichtig dabei ist, dass den neuen Bewohnern des “November Projektes“ ihre Mobilität erhalten bleibt. Neben dem Netzwerkgedanken der gegenseitigen Unterstützung wird es natürlich weiterhin gemeinsame Aktivitäten in Form von Reisen oder Ausflügen geben, darüber hinaus ist an Car-Sharing, Fahrgemeinschaften, Einkaufstagen und eine Cafetéria gedacht.

Fazit: Das “November Projekt Stuttgart“ ist ein Wohn- und Lebensmodell, das Leuchtturmfunktion hat. Michael Dirk konnte eindeutig den Beweis antreten, dass nichts unmöglich ist. Frei einem im Italienischen gebräuchlichen Sprichwort: se vuoi, se puoi, sarà – wenn du kannst, wenn du willst, dann wird’s.

Auch wenn die Veranstaltung unter dem übergeordneten Motto “Heslach im Blick“ stand, konnte Michael Dirk mit dem Blick über die Stadtteilgrenzen hinaus ein beredtes Bild für neue Wohnformen aufzeigen. Und dieses Modell stünde auch dem Stuttgarter Süden gut zu Gesicht.

Michael Dirk
michaeldirk(at)neues-von-parzival.de
Tel. 0711 2237210

Weitere vertiefende Informationen gibt es unter:
www.novemberprojekt.de